Die Feiertage stehen vor der Tür. Es gilt den Liebsten eine Freude zu bereiten. Charles Canary schreibt über ein Geschenk der besonderen Art.

Mein Kumpane Harald ist landläufig bekannt für seine überbordende Kreativität. Allein die Auswahl seiner Kleidung nötigt selbst unbeteiligte Betrachter zu der Erkenntnis, dass Harald über einen extravaganten Geschmack verfügt. Augenschmaus wäre eine schnöde Untertreibung. Ein optisches Büfett. All you can look. Leider fehlt der weitverbreiteten Spezies der uninspirierten Modemuffel gelegentlich die vorausgesetzte Wahrnehmungssensibilität. Und dann bleibt sie oft aus. Die Würdigung seiner künstlerischen Begabung.

Unlängst erschien Harald auf der Geburtstagsfeier des Herrn Dorfpfarrers. Die übliche Exzentrik beschränkte sich dem Anlass entsprechend auf die Unterwäsche und wurde durch einen schnittigen Overall in einem mühevoll auserwählten und der Begebenheit angepassten Grauton kaschiert. Denn nach Haralds Modelogik: umso älter, umso grauer. Es handelte sich dabei um Hochwürdens 70. Geburtstag und daher darf die Farbwahl „mittelgrau“ als Kompliment interpretiert werden. Es stellte sich im Laufe des Nachmittags heraus, dass Harald im Anschluss noch zum Fototermin anlässlich seines 30jährigen Dienstjubiläums musste und daher überlasse ich es nun dem Leser, welches der beiden Ereignisse wohl bei der Selektion der farblichen Nuance priorisiert wurde.

Sehr häufig leistet ihm sein Einfallsreichtum willkommene Dienste. Zum Beispiel bei der Auswahl von Geschenken. Was gibt es Persönlicheres als etwas Selbstgemachtes? Aus dem Bastelalter ist er raus – und noch nicht wieder drin. Aufgrund seiner Musikalität bietet es sich an ein Lied zu komponieren. Der Superlativ an persönlicher Widmung wird durch einen Selbstvortrag erreicht.

Gewagt wäre eine Untertreibung. Tollkühn ist der passendere Begriff für die Idee seine Schwiegermutter in spe zum Ehrentag mit einem Ständchen zu beglücken. Da ich die einzige Person war, die bei der Generalprobe anwesend war, musste ich all meine Überzeugungskraft aufbringen, um ihn davon abzubringen, in einem Elfenkostüm aufzutreten. Die einstudierte Tanzeinlage und das melodramatische Zwischenspiel auf der Querflöte würden der Darbietung ausreichend persönliche Note verleihen.

Es wird den Leser nicht überraschen, dass der Auftritt ein sensationeller Erfolg wurde. Ein wohldosierter Cocktail aus künstlerischer Inbrunst und lechzender Begeisterungsfähigkeit des Publikums. Er hätte es dabei belassen sollen als Zugabe die Zubeschenkende zu einem Tänzchen aufzufordern. Als guter Freund unterstelle ich ihm nur die beste Absicht, als er seine Tanzpartnerin gekonnt zur finalen Pirouette anstupste. Es waren dann doch wohl ein paar Umdrehungen zu viel des Guten. Als die Ärmste dann schlussendlich zum Stillstand kam, konkurrierte ihre Gesichtsfarbe mit der weißen Tischdecke ums Reinheitsgebot. Immerhin konnten schwerwiegendere, peinliche Konsequenzen vermieden werden. Jedoch hatte die Feierlichkeit nun offensichtlich seinen Höhepunkt überschritten und die übrigen Programmpunkte wurden mit der üblichen Routine abgewickelt.

Harald konnte sich in einem günstigen Augenblick „verziehen“ und freut sich schon auf die anstehenden weihnachtlichen Feiertage.

Harald und Charles wünschen den Lesern ein paar schöne, schlitterfreie Feiertage!

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Beitragsbild: Danke an Pixabay