So – die ersten Wochen im Freibad hat der „Wal“ Charles Canary nun auf dem Buckel. Hier finden Sie eine Zusammenfassung der (schwimm)bahnbrechenden Erkenntnisse garniert mit weiteren Wortspielereien.

Triathleten

Kühle Außen- und Wassertemperaturen lassen so manchen Badegast am Klimawandel zweifeln. Besonders betroffen sind die ausgemergelten Körper der ausdauernden Triathleten. Bevor sie sich ins kühle Nass wagen, wird das auf Höchstleistungen getrimmte und mit Haut überzogene Knochengerüst in eine daumendicke Neoprenhülle gepresst. Bei weniger geübten Kandidaten dauert der Anziehvorgang länger als die folgende Trainingseinheit. Und – ich schwöre – ich habe auch schon gesehen, dass ein von dem heftigen Geschwimme völlig erschöpfter Sportler es nicht mehr geschafft hat sich zu enthüllen, direkt mit dem Neoprenanzug ins Auto gestiegen ist und von dannen gebraust ist. Ein befreundeter Triathlet hat mir berichtet, dass er den Schutz vor der Kälte nur benötigt, weil das Zähneklappern die Herzfrequenzmessung verfälscht. Meinen witzig gemeinten Kommentar, dass die Trinkflasche am Beckenrand mit Frostsschutzmittel befüllt werden könnte, nahm er mit einem apathischen Nicken zur Kenntnis. Aufgrund der beiläufigen Reaktion bleibt offen, ob er es zukünftig nicht tatsächlich so handhaben wird.

Ich für meinen Teil vertraue bezüglich Kälteschutz auf die evolutionserprobten Errungenschaften der Mutter Natur. Ich verzichte auf künstliche Protektion und futtere mir über den Winter eine Schutzschicht an. Der Feinschliff erfolgt an Ostern durch das Vertilgen von Unmengen an Schokoeiern. Haralds trockener Kommentar dazu: „Für Dich müsste es das Schwimmabzeichen „Wal“ geben!“

Aquajogger

Vorbildlich wärme ich mich vor dem Schwimmen am Beckenrand stehend auf und dehne mich. Dies gibt mir die Gelegenheit eine weitere Spezies zu beobachten und belauschen: Aquajogger! Von der Kälte unberührt dreht eine Gruppe von Schwimmnixen ihre Runden. Schwimmnixen – ein Wortwitz der Extraklasse. Ich gestatte dem Leser ein Moment der Ruhe und Besinnung, so dass sich der vollkommene Genuss entfalten kann.

Der Heinz Sielmann in mir beobachtet die Objekte still, genießend und gewissenhaft. Da gibt es wie in jeder Sportart die Vollprofis. Der Gürtel sitzt wie eine Eins. Eine lehrbuchmäßige Motorik erlaubt die Prognose, dass auf dem Land direkt ein Marathon absolviert werden könnte. Die Titanic-Fraktion. Der Gürtel hängt unter den Schultern fest, so dass die sportliche Aktivität mit einem Überlebenstraining kombiniert wird: stundenlanges Festklammern ohne unterzugehen. Und dann gibt es da noch die Neueinsteiger. Etwas unbeholfen dümpeln sie wie eine Boje vor sich hin, ohne Chance dem Tempo des Rudels zu folgen. Immerhin sind die anderen so nett, dass sie sie beim Überrunden jeweils sanft anstupsen.

Jedes Grüppchen verfügt über eine Teilnehmerin mit Radiofunktion. Tagebuchmäßig wird chronologisch über den Tagesablauf berichtet. Das Gerüst der Schilderungen ist der Speiseplan inklusive der Rezepte. Teilweise werden sehr detaillierte Beschreibungen des gesundheitlichen Zustandes des Lebenspartners verbreitet, die eigentlich unter die medizinische Schweigepflicht fallen würden. Ehrlicherweise ziehe ich den Hut vor den Fähigkeiten einer pensionierten Kunstlehrerin, die mit bestechender Präzision unter Anwendung ihrer Kenntnisse der Farbenlehre abnormale Körperflüssigkeiten beschreiben kann.

Da plötzlich höre ich wie eine der Damen berichtet, sie hat im Stadtpark gesehen, wie ein knackiger Mittvierziger eine neuartige Yogaübung präsentiert hatte. Eine Froschbewegung. Und als sie dann die Bewegungen imitierte, reagierten ihre strampelnden Begleiterinnen prompt mit dem entsetzten Ausruf: „Du kannst ja schwimmen!“

Zeitenwende

Zum Abschluss noch eine kurze Anekdote aus der Sammelumkleide: während des Anziehens wurde ich vom Nebenmann darauf hingewiesen, dass ich die Socken falsch angezogen hätte. Dabei bezog er sich offenbar auf die angebrachten Angaben R und L. Mein folgender Kommentar war mindestens so durchtränkt von vermeintlicher intellektueller Überheblichkeit als auch von kindlichem Trotz: „was an Zeitenwende hast Du bitte nicht verstanden?“

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Beitragsbild:

Foto von Silvana Palacios