Den traditionellen Rückblick zum Jahreswechsel erspare ich uns. Irgendwie ist alles gesagt. Der Ausblick geht nach vorne.
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam. Und hier nochmal in einer untoten Sprache: im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss. Dieser Ausspruch wird dem römischen Staatsmann Cato zugerechnet und steht für die beharrliche Wiederholung einer Forderung.
Zusammenfassend nach knapp zwei Jahren Coronadebakel komme ich mit folgender Forderung daher: im Übrigen bin ich der Meinung, dass in diesem Land bessere Musik gehört werden muss. Die Mischung aus seichtem Classic Rock, aufgemotztem Schlager und stupidmodernem Computergedudel erzeugt eine musikalische Ursuppe, die hierzulande auf den Radiosendern und Fernsehkanälen dahin wabert. Darüber hinaus bildet diese den Nährboden für ein fortwährendes Lamento.
Helene*
Nehmen wir zum Beispiel die Goldstimme der Nation: Helene Fischer. Na, wie lautet der Titel ihres erfolgreichsten Liedes? Atemlos. Hier ein Auszug aus dem Duden dazu: abgehetzt, außer Atem, keuchend, röchelnd. Eine nicht abwegige Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes.
Und noch ein Übrigens. Helene Fischer im ZEIT-Interview über ihre Gemütslage zu Beginn ihrer Karriere: „…aber als ich merkte, dass ich mich entscheiden muss, da war ich tatsächlich ein bisschen verzweifelt. Ich hatte schon immer Popmusik gehört und gar keine Ahnung von Schlager…“ In puncto Erfolg hat sie sich auf jeden Fall richtig entschieden. Daheim unter der Dusche kann sie weiterhin fetzige Lieder singen…
Auf der Titanic spielte die Kapelle bis zum Untergang. Sicherlich kein Stück von Helene Fischer. Wobei – ein herrliches Bild. Im Speisesaal der sinkenden Titanic wird – wohl zur Beruhigung – der misslichen Lage trotzend weitermusiziert. Am Kronleuchter hängend und durch den Saal schwingend trällert das holde Helenchen einen ihren Gassenhauer. Die lauschenden Passagiere schwanken zwischen schierer Begeisterung und bedrückender Todesangst.
Vorsatz
Nun liegt es mir fern zu behaupten, dass allein eine Anpassung der musikalischen Vorlieben und Gewohnheiten eine therapierende Wirkung auf die vorherrschende Stimmung im Lande hätte. Das Leiden und Jammern könnte jedoch erträglicher werden, wenn zünftige Melodien im Oberstübchen für gute Laune sorgen. Daher lautet mein Vorschlag für den Vorsatz für das neue Jahr: Bessere Musik hören.
Liederliste
Herr Obermaier aus der Seniorenresidenz hat mir vorausschauend für meine nächste Lesung bereits eine kleine Auswahl an Musikstücken zur Vorbereitung zugesendet. Erwartungsgemäß ist meine Lieblingsinterpretin (siehe oben) enthalten. Herausfordernd finde ich den Hinweis: „zusätzliche choreographische Elemente wünschenswert“. Meine rückfragende Antwort: „Gibt es dort auch Kronleuchter?“
Erfahrene und treue Leser erahnen nun bereits, dass Charles Canary im nächsten Blogeintrag einen weiteren Einblick in seine Liederliste gewähren wird.
*Im Vorgriff auf die zu erwartende Lawine an Protestnachrichten möchte ich eine persönliche Abneigung meinerseits gegenüber der Person oder Künstlerin Helene Fischer mit Nachdruck ausschließen.
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Beitragsbild von Pixabay
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Den Vorsatz „Bessere Musik hören“ habe ich meiner Liste guter Vorsätze hinzugefügt. Zu Helene Fischer: Man weiß gar nicht, ob sie selbst ihre Inszenierung als perfektes, makelloses Kultwesen („nicht mehr von dieser Welt“) selbstkritisch wahrnimmt und welchen Anteil sie selbst daran hat. Man darf allerdings fragen, warum sie ihr – zweifellos vorhandenes – Talent als Sängerin für dermaßen seichte Schlagermusik missbraucht.
Ich fand das lange Interview in der Zeit mit ihr sehr interessant. Mein Rückschluss: sie versucht den klassischen Schlager schon etwas zu „helenisieren“.
(schade. Fällt mir jetzt erst ein. Hätte auch gut in den Text gepasst ;-) )
Dh mehr Beyonce, weniger Flippers ;-)
Bei allem Für u Wider: mir gefällt die Musik von Helene Sie hat eine tolle Stimme und versteht es grandios sich zu inszenieren. Für eine leichte musikalische Unterhaltung in dieser Zeit, finde ich Helene GUT
Meine Musik, die mich mein Leben lang begleitet…. aktiv und passiv…in guten wie in weniger guten Zeiten…. ..kommt in dem wunderschönen allerersten Bild zum Ausdruck……..dieses musikalische Erbe berührt meine Seele…Und das scheint mir das Wichtigste zu sein bei j e d e r Art von Musik: setzt sie meine Seele in positive Schwingung oder nicht…die musikalischen Mittel, die von ihren Schöpfern verwendet werden, sind dabei zweitrangig … sie dienen dem genannten Zweck.
Falls jemand es noch nicht kennt – gehört unbedingt zu „besseren Musik“:
Welcome to the Internet – Bo Burnham
https://www.youtube.com/watch?v=k1BneeJTDcU
Wie auch immer die Interpreten heißen, das Zeitalter für richtige handgemachte Musik ist leider fast vorbei. Helene hat ne tolle Figur, aber die Musik ist nicht jedermanns Sache, das zählt ja für jede Musikrichtung. Jeder will perfekt performen. Dazu gehört das, Outfit sowie sequenzergemachtes Gedüdel. Gute Musiker wie die Bands von Toto, Joe Cocker und Eric Clapton sind leider nicht mehr vorhanden oder in der Unterzahl, schade.
Unterzahl mag sein. Es gibt sie aber noch. Hierzulande gibt es halt nur (fast) keine Plattform.
Der nächste Blogeintrag wird ein Einblick in meine aktuelle Liederliste. Da ist bestimmt was dabei.
zB Sam Fender ;-)
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