Charles Canary huldigt einem treuen, jahrelangen Begleiter. Eine Hommage an sein Laptop: Gnadenhof für den Elektroschrott?

Es beginnt mit einem Schock. Ist es gar ein Streik, ein handelsübliches Altersgebrechen oder dann doch das finale Ableben mit einem inversen Knalleffekt? Ein geräuschloser Übergang in die Karrierephase „Elektroschrott“? Plötzlich lässt sich das Laptop nicht mehr einschalten. Es macht keinen Mucks. Kein Zucken oder Flackern des Bildschirms. Kein röchelndes Gebläse. Ein maschineller Basta-Moment.

Die Emotion verdrängt alsbald den Schock. Denn es naht der Abschied von einem langjährigen Gefährten. Was hat man in den vergangenen Jahren nicht alles gemeinsam gemeistert? Arbeitsmaterialien fabriziert, Blogeinträge geschaffen und zusammen Sportereignisse erlebt. Und, und, und…

Vor lauter Gefühlsgedusel kommt Charles der Gedanke, ob es so etwas wie einen Gnadenhof für Datenverarbeitungsveteranen gibt. Das wäre doch was. Die After-Show-Party nach dem Reparatur-Café. Ausgediente Elektrogeräte schlummern unter Idealbedingen vor sich hin und genießen den wohlverdienten Ruhemodus. Gelegentlich schaut ein wehmütiger Vorbesitzer vorbei. Es kommt zu versteckten Liebkosungen. Materielle Streicheleinheiten. Sofern technisch möglich könnte es noch zu gemeinsamen Aktivitäten kommen. Noch einmal nach einem traumhaft günstigen Reiseziel googeln. Ein abschließender Versuch den Akku zu laden. Oder sogar noch eine schlussendliche Paypal-Transaktion. Der ein oder andere Apparat sieht sich noch im Stande und honoriert die Quasi-Kondolenz mit einem wertschätzenden Bildschirmflackern.

Manchem Leser mögen diese Schilderungen dann doch zu weit hergeholt erscheinen. Dabei gilt es zu bedenken, dass bei Charles auch eine tüchtige Portion Eigennutz im Spiel ist. Er erhofft sich etwas guten Willen. Zur Erläuterung braucht es den Hinweis, dass Charles üblicherweise parallel an  zwei bis drei Entwürfe für Blogeinträge rumbastelt. Und so kommt es, dass seit der letzten Sicherung des Datenbestandes die Verschriftlichung des ein oder anderen wertvollen Gedankens irgendwo ungespeichert zwischen den Bits und Bytes des elektronischen Wackelkandidaten dahinvegetiert. Charles hegt die leise Hoffnung, dass der gralshütende, informationsbunkernde Weggefährte sich erbarmt und das verschollene Gedankengut  – als eine Art Abschiedsgeschenk – doch noch preis gibt.

Auf die emotionalen Anwandlungen folgt die knallharte, analytische Konsequenz. Diese Zeilen werden bereits mit dem Nachfolgemodell verfasst. Noch befindet sich das neue Gerät in der unschuldigen Übergangsphase zwischen dem Abziehen der Schutzfolie und der taufeähnlichen, ersten Konfrontation mit Chipsfingern oder Schokokrümeln.

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Beitragsbild: Danke an Life of Pix