Charles Canary verbringt eine Nacht mit Margrethe. Der Ersten. Ein legendäres Erlebnis.
Immer schön der Reihe nach. Es war ein intensives, anstrengendes, sportliches Wochenende und am Ende lockte das Bett. Die übliche Nachtlektüre endete nach zwei Seiten und bereits wenige Sekunden danach fiel ich in den wohlverdienten, komatösen Schlaf. Doch dann entriss mich ein ungewohnter Geräuschpegel meinen undefinierbaren Träumen. Irgendwo in der Nachbarschaft wurde deutlich nach Mitternacht noch gefeiert. Wummernde Bässe und zuckende Beats verwandelten das Schlafzimmer in das abgedunkelte Separee eines angesagten Hauptstadtclubs.
Erst nachdem ich die schallschluckenden Fenster geschlossen hatte, war an Schlaf wieder zu denken. Scheinbar hatte ich allerdings die erste Portion Tiefschlaf schon intus und fühlte mich nun topfit und hellwach. Üblicherweise gönne ich mir dann eine Tasse Gute-Nacht-Tee, lese ein Kapitel in meiner aktuellen Lektüre und begebe mich wieder in die Horizontale. Doch vor ein paar Wochen hatte ich mir – mangels vollumfänglicher Augenöffnung beim Griffs ins Regal – versehentlich den Power-Energy-Tee zubereitet. Daraufhin war an Schlaf nicht mehr zu denken und ich litt aufgrund der folgenden Schlaflosigkeit tagelang an einem Jetlag.
Somit entschied ich mich letzte Nacht für ein anderes Schlafmittel. Ein Hörspiel zum Einschlafen. Benjamin Blümchen für Erwachsene. Deutschlandfunk Nova. Eine Stunde History. Bei mir sind es aber meistens nur ein paar Minuten. Dann schlafe ich ein. Das liegt aber nicht an den tollen Sendungen und packenden Themen. Selbst beim Lauschen von wildesten, mittelalterlichen Schlachten oder atemberaubenden Schilderungen tragischer Schiffshavarien genügen mir oft nur wenige Momente, um mich ins Reich der Träume zu geleiten. In dieser Nacht entschied ich mich für die Episode über Margrethe die Erste. Bereits die Deklination des Stammbaums der bedeutenden skandinavischen Herrscherin verbreitete die erwünschte, einschläfernde Wirkung gleich einer Überdosis Baldrian.
Nun ist es an der Zeit mich zu entschuldigen. Bei den Machern dieses grandiosen, historischen Hörvergnügens. Ich kann die Reihe nur empfehlen, auch wenn ich diese geballte Ladung an Wissen regelmäßig zweckentfremde. Leider funktioniert der Missbrauch auch am helllichten Tag, so dass es mir bisher nicht geglückt ist, verpasste, spannende Inhalte nachträglich anzuhören. Eine weitere Entschuldigung geht an all die Leser, die bis zu dieser Zeile vergeblich darauf gehofft haben, dass dieser Text das angedeutete, anzügliche Versprechen einlöst. Diese aufmerksamkeitsheischende Art der Verführung zum Anklicken nennt sich Clickbait (=Klickköder) und nun hat auch dieser rechtschaffene Autor seine Unschuld verloren.
Der Link zum Reinhören: https://www.deutschlandfunknova.de/podcasts/download/eine-stunde-history
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