Frisch genesen meldet sich Charles Canary mit einem echten Versöhnungsversuch: heilendes Miteinander als freiwilliger Zwang.

Harald ist – wohl sogar berechtigterweise – sauer. Gar stinksauer. Im letzten Beitrag wurde er als wollüstiger Protesthansel dargestellt. Als ein, die Revolte zelebrierender, „Da-Gegner“. Dabei sieht er sich als höchstvernünftig und lösungsorientiert. Als ein Voyeur im Dauerclinch der sich entblößenden staatlichen Insuffizienz mit der prolligen, marktwirtschaftlichen Omnipotenz. Als Prediger des lupenreinen Kapitalismus degradiert er das Staatswesen zum „Dienstleister“: „Ich habe schließlich (Steuern) bezahlt, also habe ich „Anspruch“ auf einen reibungslosen Ablauf“. Immerhin ist er nachsichtig bezüglich der mittlerweile standardmäßigen Übernachtlieferung frei Haus.

Als dreifach engagierter Bürger – Wähler, Zahler und Protestler – sieht er seine Bürgerpflichten als übererfüllt. Zusätzliche dazu wurde er bereits zwei Mal vom Lokalblatt als Leserbriefschreiber des Jahres ausgezeichnet. Der Bürgermeister teilte ihm sogar einmal persönlich am Telefon sein Bedauern mit. Er hatte es lediglich auf Platz 9 der Rangliste der zehn häufigsten Beschwerdeanrufe bei der Stadtverwaltung geschafft. Immerhin auf den ersten Rang in den Unterkategorien „Kreativität“ und „Nicht-Lehrer“. Berüchtigt sind auch seine desperadotauglichen Social Media-Tiraden unter dem Pseudonym „Lucky Nuke“.

Also – wie soll Harald sich denn noch einbringen? Der unbeirrbare Stammtischveteran Charles empfiehlt unverdrossen die Unmittelbarkeit der Wirtshäuser. Aus der „Schlappe“ beim Selbstversuch hat er den „Jetzt red i – erst recht mit den anderen“-Ansatz entwickelt. Die Gastwirtschaft als Schmelztiegel und Magnet der unterschiedlichen Geschmäcker und Ansichten. In längst vergangenen Zeiten galt es schon als diskriminierungswürdig, wenn ein Tischnachbar – getragen vom Revoluzzergeist der 68er – ein Weizen bestellt. Heute wird selbst eine multikulturelle Maracujaschorle toleriert und vermutlich würde erst ein Latte Macchiato einen Abschiebungstatbestand darstellen.

Konsequenterweise bestreikt Harald seit dem Mehrwertsteuercrescendo nun auch die Gastronomie. Es muss doch auch noch andere Wege geben, um die Gemeinschaft spürbar zu machen. Eine gelegentlich diskutierte Variante wäre eine Art „Bürgerdienst“. Pro Jahr eine gewisse Stundenzahl im gemeinschaftlichen Sinn „ableisten“. Mit dem Ziel, dass wir unsere „Haus und Hof“-Blase hin und wieder verlassen. Neue, fremde Mitmenschen kennenlernen. Den Dialog suchen. Meinungen austauschen. Ein Verständnis für Konträres entwickeln.

Doch bevor nun ein neuer staatlicher Zwang ins Leben gerufen oder verwegene Social Start-Ups am großen Rad drehen, könnte man auch einen urdeutschen Klassiker revitalisieren… das Vereinsleben!

In Andenken an unseren Fußballkaiser: „Geht´s raus – und engagiert Euch!“

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Beitragsbild: Danke an Ylanite Koppens von Pexels