Charles Canary war in heller Vorfreude auf die Landtagswahl 2023 in Bayern. Bühne frei für den politischen Schlagabtausch. Doch der Wahlausgang steht bis auf ein paar wenige kosmetische Details schon fest. Vor lauter Übereifer und chronischer Angst vor Unterforderung liefern sich die beiden Sieger  in spe – Söder und Aiwanger – noch hitzige Duelle mit… ja, mit wem eigentlich? Mangels ernstzunehmender lokaler Antipoden schauen sie sich um nach den wahren Gegnern. Und sei es nur ein mickriges Gendersternchen.

Da sitzt nun der Hubert Aiwanger auf der großen, bundesweiten Showbühne – beim Lanz – und kredenzt den sitzengebliebenen Fernsehzuschauern zu später Stunde ein paar politologische Apercus: „das Volk übergibt die Macht in einer repräsentativen Demokratie für eine gewisse Zeit…“. In der Zwischenzeit: die Politik müsse sich „rückkoppeln“ und das Volk nach seiner Meinung fragen. Und dazu bedient sich der demokratische Politiker bei dem zuverlässigsten und vertrauenswürdigsten Instrument: einer Umfrage. Nach dem Motto: „Traue nur einer Umfrage, die dir in den Kram passt.“

Es geht sogar noch einfacher. Noch unmittelbarer. Aiwanger sprach auf einer Demo in Erding und erklärte sich danach in der FAZ. Er habe doch gesehen, was da für Schilder hochgehalten wurden. Nach seiner Rückkoppelmethode hat er dann der Menge erzählt, was sie hören wollte. Es sei doch besser, wenn er den Menschen sagt, was sie hören wollen, als wenn es irgendein anderer macht. Wo da der Unterschied ist? Irgendwas mit Dialektik. Zur Klarstellung: Bürger, die Schilder hochhalten sind keine Schildbürger. Sie könnten es sein. Sie wüssten, wie es geht, aber sie müssen es nicht sein.

Gar umständlich und antiquiert wirkt der Ansatz, dass sich Politiker den Ehrgeiz erlauben eigene Ideen und Gedanken über die Zukunft zu entwickeln, um dann das Volk von der Vorteilhaftigkeit zu überzeugen. Nehmen wir Angela Merkel. Mit ihrem alternativlosen Enthusiasmus konnte sie die Wähler davon begeistern, dass es sinnvoll ist, 16 Jahre den Status Quo zu verwalten. Man wagt es gar nicht sich vorzustellen, wie das Land heute reüssieren würde, wenn sie sich – etwa durch Umfragen – rückgekoppelt hätte. Oder es hätte jemand mal ein Schild hochgehalten: „Achtung, Stillstand!“

Nebenbei bemerkt. Das Wirken des Hubert Aiwanger muss zwingend und unmittelbar im bayerischen Kontext gesehen werden. Nur so lässt es sich verstehen, warum ein Wirtschaftsminister über die Lande zieht, um in Metropoldörfern einzelne Kuhfladen zu retten. Dabei sind es doch die Grünen, die fortwährend vor den chemischen Gefahren der Rindviehhinterlassenschaften warnen. Von wegen Methan und so. Schon deshalb ist es schlichtweg eine Untertreibung, wenn Aiwanger davon spricht, dass er die bayerische Chemieindustrie gerettet hat.

Zum Ende noch persönliche Grüße an Herrn Aiwanger. Er möge sich bitte durch die Behandlung in einem Blogeintrag geehrt und gewürdigt sehen. Das ist wie beim Nockherberg. Das Schlimmste ist, wenn man gar nicht erwähnt wird. Und übrigens – wenn ich Rückkopplung höre, dann denke ich an nervtötende, schrille Töne…

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Beitragsbild: Danke für das Foto an tvjoern von Pixabay