Nun wird es Zeit für den angekündigten Beitrag zu unserem Bundesjogi.
Wollen wir uns zuerst um das große „Ja, aber“ kümmern: Das Prädikat Weltmeistertrainer. Dazu müssen wir kurz eine Zeitreise unternehmen. Die Ausgangslage: 2012 und 2013 war der FC Bayern München im Finale der Champions League vertreten. Im zweiten Anlauf wurde der Titel nach einer fulminanten KO-Phase und nach einem packenden deutsch-deutschen Finale gegen Borussia Dortmund gewonnen. Dazu gesellten sich noch ein paar Spieler, die bei weiteren europäischen Topklubs eingesetzt waren. Bildlich zusammengefasst wurde dem Bundestrainer ein perfekt eingestellter Sportwagen mit ordentlich Wumms unter der Haube auf den Hof gestellt. Devise: Schlüssel steckt. Grußkarte im Handschuhfach – unterzeichnet von Pep, König Louis, Don Jupp und Kloppo.
Nach dem im Turnierverlauf obligatorischen Gurkenspiel – dieses Mal gegen Algerien – zeigte sich dann der Übermut des Nationaltrainers und er „schwächte“ aus seiner Sicht die deutsche Mannschaft, indem er Philipp Lahm fortan nicht auf seiner vermeintlichen Schokoladenposition im Mittelfeld, sondern auf der rechten Seite aufstellte. Zusätzlich dazu verwendete er bei diesem Turnier ausnahmsweise kostbare Trainingszeit für das aus seiner Sicht sinnlose Üben von Standardsituationen, wohl um die Dominanz der deutschen Auswahl etwas zu mildern.
Leider missglückten diese barmherzigen Versuche, da die Formation mit Lahm auf rechts deutlich besser spielte als vorher und gleich im folgenden Spiel gegen Frankreich wurde das entscheidende Tor nach einem Freistoß erzielt. Naja, der Wille zählt…Die Folgen sind bekannt. Im Halbfinale wurde mit Brasilien Samba getanzt und im Finale wies Löw Götze an, das goldene Tor in der Verlängerung zu erzielen, so dass Argentinien die Niederlage per Elfmeterschießen erspart blieb.
Bei Betrachtung der gesamten Laufbahn von Löw als Bundestrainer ist – mit der oben beschriebenen Ausnahme – ein klarer Abwärtstrend erkennbar. Zu Beginn auf Augenhöhe mit der Weltspitze und jetzt – eben – mit Nordmazedonien. Nun gut, das ist eine wahr gewordene Übertreibung, die ich mir nicht auszudenken getraut hätte. Zumindest hat die schmachvolle Niederlage zur Erweiterung des geographischen Horizonts der Fußballinteressierten geführt. Allerdings wäre nach einem WM-Aus in der Vorrunde die verpasste Qualifikation für die nächste Weltmeisterschaft sowohl eine fast schon logische Konsequenz des sportlichen Niedergangs als auch eine geschickt inszenierte Protestaktion gegen den Austragungsort Katar. Zum wohlverdienten Abschied wäre dann die Erlangung des Friedensnobelpreises eine durchaus angemessene „Krönung“.
Nun steht vorerst die „Ehrenrunde“ an – die Corona-EM. Zumindest die womöglich erforderliche Ausrede ist somit bereits parat. Nachfolgekandidaten – an denen es angeblich bislang gefehlt hat – gibt es auch ausreichend. Hansi Flick würde es wohl unter der Bedingung machen, dass Salihamidzic dann den Bierhoff-Posten übernimmt und als erste Amtshandlung ein paar potenzielle Ersatzbankkandidaten bei Schalke 04 aufstöbert. Söder würde es wohl auch machen. Wenn es schon nicht zum Bundeskanzler reicht, dann wenigstens zum Bundestrainer. Bei seiner medialen Potenz könnte er das auch in Teilzeit erledigen. Die CSU lässt gerade die dazu passenden Umfragen erstellen.
Schlussendlich kommen wir dann noch zur deutschesten aller Fragen: der Schuldfrage. Und selbst ich – als Karl Lauterbach der Jogi-Nicht-Fans – ordne das erforderliche Unvermögen eindeutig dem DFB zu. Wieso soll der Jogi von sich aus vorzeitig zurücktreten oder einen sicherlich großzügig dotierten Teilzeitvertrag nicht unterschreiben? Es ist doch die Aufgabe des Arbeitgebers – nach sorgfältiger Prüfung der Eignung – zu entscheiden, ob ein Mitarbeiter für die Stelle taugt. In diesem konkreten Fall war das Stärken-Schwächen-Profil des Kandidaten hinlänglich bekannt und eine spontane „Mutation“ seiner Ansichten und Herangehensweise war in etwa so wahrscheinlich wie ein Meistertitel für den SC Freiburg.
Der Schlussakkord: Selbstredend hätte ich den Vertrag ebenso unterschrieben und den Job übernommen. Ich bin mir sicher, dass ich Poldi davon überzeugen könnte noch ein paar Spielchen zu absolvieren und das ein oder andere Turnier mitzukicken. Allein – ich wurde nicht gefragt…
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