„Happy New Year“. „Gutes Neues Jahr“. Die fortwährende Zuversicht setzt meinem Freund Harald zu. Denn eigentlich ist alles schrecklich.

Das neue Jahr ist nur zwei Wochen alt und mein Freund Harald ist schon wieder restlos bedient. Er grantelt sich durch den Jahresanfang. Dabei schaut er wie ein Kamel, das gerade in eine Zitrone gebissen hat. (https://www.youtube.com/watch?v=1pdUxTkGhQY)

Der Anlass für das seelische Ungemach meines Kumpans? Naja, die Zuversicht. Er nennt es zum Beispiel zuversichtlich, wenn er beim Festtagsessen ausnahmsweise eh schon 3 Knödel zur Gans vertilgt. Als leidenschaftlicher Teilzeitvegetarier. Und dann werden noch – aus Ehrerweisung gegenüber dem Koch – die letzten beiden Exemplare, die einsam und verlassen in der Schüssel erkalten, verputzt. Wenn er dann noch die Essenreste der näheren Angehörigen pflichtschuldig verwertet. Ein wahres „Ja, ich schaffe das!“ Das feiertägliche Zeremoniell hat „zur Erholung“ Kaffee und Kuchen vorgesehen, so dass das große Finale am Abend bis zum schlussendlichen Dessert mit dem erforderlichen Schwung und Elan absolviert wird. Was lernen wir daraus? Zuviel Zuversicht kann zu Fettleibigkeit führen. Im Gegensatz zum Verzicht.

Die Realität ist der Dauerkrisenmodus. Im 20. Jahrhundert hieß es noch „Sex sells“. Das war einmal. Das Internet hat die Freizügigkeit bagatellisiert. Jetzt heißt es „Bad sells“. Die öffentliche Aufmerksamkeit verhält sich wie eine gut gefüllte Kneipe. Das Wirtshauscrescendo. Wer durchdringen muss, muss gegen das Dauergebrodel anschreien. Es obsiegt nicht das schlagende Argument, sondern das gebrüllte. Eine verbale Keilerei. Reden ist Silber, Schreien ist Macht.

Harald verweist wie so oft auf seine eigenen Erfahrungen vom Stammtisch. Die dort vorherrschende Anekdotenrelevanz. Es regiert – wie auch in der Tagesschau – das Schreckliche. Habt Ihr das gesehen? Flammeninferno in den USA. In Hollywood. Wen interessiert da schon das banale Artensterben? Denn da sieht man nix. Die Art ist nicht mehr da. Zum Glück, irgendwo ist immer gerade eine Naturkatastrophe. Aus Sicht der Nachrichten. Es muss auch nicht unbedingt katastrophal sein. Manchmal reicht auch spektakulär. Ein Flugzeug schlingert über die Landebahn und rast in ein Gebäude. Immerhin wurde es nicht abgeschossen. Schon gar nicht versehentlich. Die Apokalypse – das tägliche Brot der Nachrichtenzunft. Als Beilage garniert mit ein paar schnöden Insolvenzen und grottenschlechten Wirtschaftsdaten.

Und daraus soll uns die Zuversicht nun retten? Harald hat einen konkreten Vorschlag. Das „Nice-Balancing“. Auf jede Schreckensnachricht muss eine positive Meldung folgen. Auf jeden Brennpunkt der Empörung und Entrüstung folgt ein Anti-Brennpunkt. Ein Brennpunkt der guten Laune. Jaja, dafür gibt´s den Karneval. Aber halt nicht das ganze Jahr. Glücklicherweise. Oder leider? Was meinen die Leser? Gibt es noch gute Nachrichten?

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