Ein alltägliches Episödchen aus der Reihe „Vorabendkrimi“
Die Liedzeile „Im Wagen vor mir“ versorgt unsere Synapsen mit Kopfkino im Schmuddelfilmformat. Doch die Realität sieht oft anders aus. So wie letzten Mittwoch. Ich stehe an der Ampel. Halbgelangweilt, aber zutiefst neugierig erhasche ich über Bande – durch den Rückspiegel – einen Blick auf die Person im Wagen vor mir. Auf meiner lebenslangen Suche nach dem perfekten Witz frage ich mich:
Handelt es sich bei dem Lebewesen auf dem Fahrersitz um
- einen älteren Herren auf dem Weg zu einem Auftritt als Rudi-Völler-Double
- eine ältere Frau auf dem Weg vom/zum Friseur ihres Vertrauens
- einen Cocker Spaniel
Egal – die Ampel wird grün und ich folge unauffällig. Auf der folgenden Überlandstrecke lädt der ungewöhnliche Fahrstil meines Vorfahrers zu einem weiteren Quiz ein:
Der/die Fahrerin
- trainiert für den anstehenden Urlaub in England
- testet die Alltagstauglichkeit von Mario Kart
- schreibt gerade eine überlebensnotwendige Nachricht auf dem Smartphone
Da ich mögliche gesundheitliche Gebrechen nicht ausschließen kann, halte ich mehr als die vorgeschriebenen 1,5 Meter Abstand. Der Schnüffler in mir nimmt den Samariter als Ausrede und nimmt die Verfolgung auf.
Nachdem unser Mini-Konvoi etwas unverhofft auf einem Privatgrundstück angelangt ist, wende ich mein Vorabendkrimiwissen an, nehme im Rückwärtsgang Reißaus und parke mein Auto möglichst unverdächtig ums Eck. Erleichtert nehme ich zur Kenntnis, dass sich meine Spekulationen über den körperlichen Zustand der Fahrerin und eine mögliche Einschränkung der Verkehrstauglichkeit nicht bestätigen.
Als Knecht meiner inneren Unruhe kann ich nicht widerstehen und entschließe mich weitere Erkundigungen anzustellen. Meinen Zahnarzttermin habe ich eh schon verpasst. Mit der angebrachten Portion Unauffälligkeit umrunde ich das Auto der Zielperson und spähe in den Innenraum. Da ich nicht wirklich weiß nach was ich suche, werde ich schnell fündig. An der Rückspiegelbefestigungsvorrichtung hängen mindestens drei Rosenkränze. Und als ich gerade eine butterbrotgroße Christopherusplakette auf dem Armaturenbrett entdecke, werde ich von dem Satz „Hey, was machen Sie denn da“ gestört. Doch für solche Fälle bin ich vorbereitet. Ich ziehe beiläufig einen Tennisball aus meiner Hosentasche, rufe laut „gefunden“ und mache mich von dannen.
Mein Ziel habe ich eh erreicht. Meine Bedenken bezüglich der Verkehrstüchtigkeit haben sich als unbegründet erwiesen. Und der vorhandene sakrale Versicherungsschutz sollte ausreichen, um den ein oder anderen flüchtigen Fahrfehler auszugleichen. Gerüchteweise will die CSU – bekanntermaßen ein Gegner der Fahrtauglichkeitsprüfung für ältere Teilnehmer am Straßenverkehr – im Wahlkampf derartige Devotionalien mit CSU-Logo verteilen…
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Beitragsbild: Danke an Pexels/Tomas Ryant
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