Hätte mir das jemand noch vor wenigen Monaten vorhergesagt, ich hätte es nicht für möglich gehalten. Der erste Part ist keine sensationelle Nachricht: Charles Canary ist ein eifriger Cafégänger. Meine Stammleser sind mit meinen Ausflügen in eben jene Etablissements und den resultierenden Erlebnissen bestens vertraut. Doch nun kommt der aufregende Teil. Die unerwartete Wendung. Seit meinem letzten Blogeintrag werde ich für meine Leidenschaft bezahlt!
Kollaboration
Wobei natürlich, so ganz unverhofft vermag dies dann doch nicht zu sein. Es ist nicht unüblich, dass erfolgreiche Künstler für ihre Anwesenheit in Lokalitäten entweder in Form von Naturalien oder auch monetär entlohnt werden. Der Eigentümer erhofft sich aufgrund der Bekanntheit des berühmten Gastes mindestens eine Erhöhung der bloßen Attraktivität, wenn nicht sogar eine enorme Vervielfachung des Umsatzes. Ein gerahmtes Foto der Protagonisten – Arm in Arm und mit Widmung – gut sichtbar im Eingangsbereich oder auf dem Weg zur Toilette dient dabei oft als Nachweis der vereinbarten Zusammenarbeit.
Belohnung
So war es also nicht verwunderlich, dass mich der Besitzer meines Stammcafés nur wenige Tage nach dem Erscheinen meiner legendären Beschreibung einer tierischen Unterhaltung ansprach. Nach dem üblichen Austausch von Floskeln der gegenseitigen Bewunderung – köstliche Heißgetränke vs. geistreiche Anekdoten – kam der Oberbarista dann zum Punkt. Ob ich mir denn vorstellen könnte, dass ich zukünftig für meine Anwesenheit mit einem kleinen Geldbetrag belohnt werden würde.
Observateur
Meine Freude währte nur ein paar Sekunden, denn dann folgte der Nachsatz zu seinem Angebot. Und zwar sei die Bezahlung nicht für die Präsenz in seinem Laden, sondern bei der direkten Konkurrenz eine Straße weiter. Zu viele seiner Gäste hätten sich bei ihm „beschwert“, dass sie den Aufenthalt im Café eben nicht mehr unbeschwert genießen könnten. Wohlwissend, dass an einem Nachbartisch ein „Observateur“ am Werk sei, der harmlose Gesprächsfetzen oder beliebige Verhaltensweisen umgehend dokumentiert und dann via Internet in die Welt hinausposaunt.
Tiefschlag
So schnell war mein Traum vom schnellen Ruhm und vom kometenhaften Aufstieg in den Olymp der Kaffeehauspoeten geplatzt. Das Zusammenspiel zwischen einem Parasiten und einem Wirt war beendet, bevor es begonnen hatte. Statt Dollarzeichen sah ich nur noch Sterne nach diesem brutalen Tiefschlag. Besonders schwer traf mich die Bemerkung, dass die Beschwerden nicht nur von den Gästen kamen, die üblicherweise Haustiere mit sich führen.
Win-win-loose
Er war sich der Genialität seines Vorschlags bewusst. Für ein paar Euros hätte er sich der Sorgen seiner werten Kundschaft entledigt. Gleichzeitig hofft er, dass ich in meiner Funktion als „Vogelscheuche“ auch beim Wettbewerber die Gäste vertreiben würde. Folglich würde der ein oder andere Flüchtige bei ihm landen und durch den zusätzlichen Umsatz würde er die Ausgaben für mich problemlos decken können. Mit dem Hinweis auf meine gekränkte Künstlerseele, mein Recht auf künstlerische Freiheit und vor allem auf moralische Unbestechlichkeit lehnte ich sein Angebot ab. Zu guter Letzt sind wir nun auch in den sozialen Medien keine Freunde mehr…
Die Texte treffen genau meinen Humor und beoabachtungstechnisch auf den Punkt. Bin schon ein Fan von diesem Blog geworden. So schnell gehts. Café ole‘!
War das wirklich so?????
Heutzutage ist ja leider Alles möglich!!!!
es bleibt bei einem gedanklichen Schlendern ;-)
(Noch) bleibe ich weitestgehend unerkannt…
Herrlich lustig :-) – sehr gelungen
Du hättest das Angebot durchaus annehmen können unter der Prämisse Dein gerahmtes Koterfei platzieren zu dürfen.Deine Präsenz wäre gewährleistet….
Ja, der Traum vom Ruhm oder überhaupt erstmal „etwas zu werden“. Je nach Anlagen steht mann/frau vor Weggabelungen oder auf deutsch, am SCHEIDEWEG.
Entweder entscheidet sich dann der Scheideweg oder du selbst für den richtigen/falschen Weg, der dich vielleicht nicht oder doch ans Ziel bringt.
Als ich eines Tages mit dem neuen Firmenmercedes zuhause vorfuhr, sagte meine Mutter im erbarmungslosen westfälischen Dialekt „Chung, binnich fro, datte doch noch wat gewordn bis“.
Na ja, mein Lebensziel trotzdem voll verfehlt, echte falsche Entscheidung, aber dank vielfältiger Anlagen „doch noch wat gewordn“,
Also Leute, lasst Euch das eine kleine Mahnung sein, wenn ihr am berüchtigten „SCHEIDEWEG“ steht.
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