Zu Beginn eine vermeintlich belanglose Nachricht: 2020 sind in den USA im Jahresvergleich vier Menschen weniger an einem Blitzschlag verstorben als üblich. Bevor wir uns tiefgründig und analytisch über die möglichen Ursachen für diese Anomalie hermachen, trete ich gleich mal auf die Bremse: Nein, es gab gar nicht tatsächlich weniger sog. Blitztote. Es wurden nur weniger gezählt. Die Erfassung der Opfer von Blitzschlägen erfolgt anhand von Informationen aus der landesweiten lokalen Presse und nun wird vermutet, dass durch die übermäßige Berichterstattung zu den Themenblöcken Corona oder auch die US-Wahl schlicht und einfach die Meldungen über scheinbar weniger relevante Ereignisse wie Blitzschläge vernachlässigt wurden.

Natürlich ist uns allen aufgefallen, wie hauptsächlich das Virus und sämtliche damit verbundenen Gesprächsthemen unsere Aufmerksamkeit, aber auch die Schlagzeilen der Medien infiziert haben. Es fällt uns schwer das Thema Corona für wenige Minuten zu vermeiden. Selbst Gespräche mit dem Vorsatz „coronafrei“ landen über kurz oder lang wieder in der Endlosschleife zwischen Lockdown und Impfpflicht. Neben dem Elefantenthema „Corona“ wird nahezu jede weitere Angelegenheit zur Maus.

Was waren das noch für herrliche Zeiten, als wir uns stundenlang über Fußballbanalitäten oder z.B. den Straßenverkehr unterhielten. Ach übrigens – was macht eigentlich der Scheuer Andi? Sitzt der vergessen und beleidigt in seinem Büro und lässt sein Ministerium mögliche Auswirkungen einer PKW-Maut auf die Verbreitung einer Pandemie erörtern?

Der Jogi hatte es ernsthaft versucht. In Harakiri-Manier wollte er die Titelseiten erobern und das Land auf andere Gedanken bringen. Ein historisches Debakel auf Bestellung. Unser Delivery Hero. Die Pandemie war gerade am Warmlaufen für die zweite Welle. Für ein paar Tage konnten wir den Ernst der Lage verdrängen. Söder und Konsorten erschienen uns kurzzeitig nur noch jede zweite Nacht im Traum.

An dieser Stelle gebe ich gerne einen exklusiven Einblick in meinen aktuellen Lieblingstraum: Mitch Baywatch-Söder in den obligatorischen roten Shorts. Die gleichfarbige Rettungsboje in Spritzenform fest im Griff. Selbstverständlich ist die Maske mit den bayerischen weiß-blauen Rauten dekoriert. So sprintet er über den Strand und stürzt sich kopfüber ins Meer, um die Bevölkerung vor der sich anbahnenden zweiten Welle zu retten. Zur Unterstützung naht das Rettungsboot – mit E-Motor. Am Steuer steht Altmaier mit einer sehr lässig sitzenden roten Badehose. Begleitet wird er von Angie Merkel. Sie trägt einen einteiligen, leuchtend roten Badeanzug. Dazu eine wohldimensionierte, überaus schicke Sonnenbrille. Was der Fahrtwind mit ihren Haaren veranstaltet, das überlasse ich der Fantasie des Lesers. Der Traum endet dann leider so: Altmaier verursacht durch die Variante Arschbombe beim Sprung ins Wasser eine eigene Welle, die von der eigentlichen zweiten Welle kaum zu unterscheiden ist. Angie spricht dosiert emotionale, aber kaum verständliche Worte des Mitgefühls in ein Megafon. Der Supersöder hat erst seine Rettungsboje verloren, lässt sich daraufhin im Schwimmstil „toter Mann“ zum Ufer treiben, um dort unverzüglich und lauthals vor der dritten Welle zu warnen.

Aufgewacht und zurück zum Wetter. Tatsächlich scheint es derzeit weniger Unwetterwarnungen in den Nachrichten zu geben. Meine Wetter-App meldet seit Tagen Blitzeisgefahr. In „normalen“ Zeiten würde nicht mehr viel bis zu einer Brennpunktsendung „Blitzeis“ fehlen. In „the new normal“- Zeiten wird es dann zukünftig Ausgangssperren wegen Blitzeis geben…