Nachdem uns Mister Charles Canary mit in eine Vorlesung genommen hat, läßt er uns heute an einem weiteren studentischen Alltagsvergnügen teilhaben: der Lernerei in der Bibliothek.
Wie Napoleon marschiere ich, eine Hand auf dem Rücken und die andere leger im Hemd versenkt, vor den noch verschlossenen Türen der Bibliothek auf und ab. Bereits fünf Minuten vor Acht bin ich erschienen. Doch die königlich bayerische Amtspünktlichkeit bremst meinen Lerndrang. Ich muss warten! Wie der Kuckuck aus seinem Häuschen, nur etwas langsamer, wandelt die Bib-Aufseherin gen Tür und öffnet die Pforten zum „Tempel des Wissens“. Ich eile hinein. Zentnerweise Lernmaterial stapelt sich unter meinen Armen und so stürme ich diese Bastion. Der Erste! Prima – ich suche mir ein nettes Plätzchen aus. Wenn ich schon fleißig bin, dann wenigstens an einem schönen Örtchen. Ich mache es mir gemütlich. Ein Blick auf die Uhr: 08.01! Noch 3 Stunden und 14 Minuten bis die Mensa ihre Schleusen öffnet. Also dann mal los! Doch schon nach kurzer Zeit spüre ich es. Hier zieht´s! Ein eisig kühles Lüftchen umspielt die wohlgeformten Ausbuchtungen meines Körpers. Schade! Dabei habe ich mich doch schon so auf das Lernen an diesem Platz gefreut. Nun denn – ich packe meinen Kram wieder zusammen und suche nach einer neuen Bleibe. Gesucht – gefunden! Als ich dann schließlich lernbereit bin, blicke ich noch einmal auf mein Handy (das ich unter Einsatz meines Lebens an der wachsamen Lady am Eingang vorbeigeschmuggelt hatte). Es ist 8.15. Sh..! Noch drei Stunden bis die Mensa aufmacht! Da kommt der Nächste. Wie heißt es so schön: „Der Zweite ist der erste Verlierer.“ Ein Gefühl des Stolzes ob meiner heroischen Disziplin meldet sich aus meinem tiefsten Inneren. Oder ist das etwa ein Hungergefühl. Na klar – ich habe das Frühstück sausen lassen, um rechtzeitig durchstarten zu können. Nach einer zünftigen Cafeten-Brotzeit sitze ich wieder über den Büchern. Noch zwei Stunden bis zum Mensen. Das angestrengte Grübeln und der Verdauungsstress machen meine Augenlider ganz schwer. Zeit für ein Nickerchen. Ich lege meine Kopf auf dem Tisch ab und döse ein. Welch grausame und unkomfortable Art des Schlafens! Schon bald wache ich wieder auf. Was sagt die Zeit? 10 Uhr 15.
Doch dann meldet sich das schlechte Gewissen. Nun sitze ich schon zwei Stunden hier und war noch gar nicht im Cip-Pool. Was ist, wenn mittlerweile die Welt untergegangen ist, und ich habe es nicht mitbekommen? Ich checke meine Emails. Nix da! Was treiben denn die anderen alle? Sicher liegen die noch im Bett und verschlafen das halbe Leben. Faules Pack! Ich ertappe mich dabei, wie ich mit dem Gedanken spiele, mir selbst eine Email zu schreiben. Von web.de an yahoo.de. Schnell surfe ich die wichtigsten Adressen an. Spiegel.de, Sport1.de und rekiss.de. Nun aber zurück zu den Büchern. Nach einer zehnminütigen sehr intensiven Lernsession breche ich auf. Die Mensa ruft!!
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