„Die Maßnahmen gelten ab 2. November und werden bis Ende November befristet. Ziel ist es, das Infektionsgeschehen aufzuhalten und die Zahl der Neuinfektionen wieder in die nachverfolgbare Größenordnung von unter 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche zu senken.“
Quelle: https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/bund-laender-beschluss-1804936
Das ist doch schon mal gut! Wir haben ein gemeinsames Ziel! Bisher war es so, da wollten wir einfach nur Weltmeister werden. Im Fußball, oder Export oder auch im Bier trinken (Zur Info – aktuell sind wir hier nur die Nr. 3) Das neue Ziel lautet also 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einer Woche (-> sog. 7-Tage-Inzidenz). Derzeit krebst der Gesamtwert für Deutschland irgendwo so um die 140 rum. Ob das Ziel machbar ist? Na, dann machen wir es doch mal ein wenig greifbarer:
Liebe Bundesregierung, sehr geehrte MinisterpräsidentInnen, ich hätte da eine Wette anzubieten: Ich wette dagegen, dass wir bis zum 30.11. den Zielwert erreichen. Beim Einsatz würde ich sogar etwas riskieren, denn ich bin mir ziemlich sicher. So sicher, dass ich nicht glaube, dass die Exekutive in die Wette einsteigen würde. Das wäre aber schon seltsam, denn das würde heißen, dass das Ziel gar nicht zu den vorgegebenen Maßnahmen passen würde. Das wäre so, als würden wir mit dem FC Bundestag zur WM anreisen. Billige Witze von wegen „mit Altmaier im Tor…“ und „Gerd Müller im Sturm“ erwähne ich an dieser Stelle ausschließlich aus Gründen der Vollständigkeit.
Also geben wir der Gegenseite doch eine faire Chance. Bis wann ist es denn realistisch, dass wir den Wert erreichen können? Zum Jahreswechsel? Was für eine Vorstellung: statt der Neujahrsansprache durch die Kanzlerin verliest Lothar Wieler vom RKI feierlich die aktuellen Zahlen. Festlich gekleidet im Smoking wie aus der Werbung für Kaffeekapseln entsprungen. Um den Hals baumelt der Rest einer Luftschlange. Ein paar einleitende Worte der Vorsicht und der Ausblick auf ein wohl noch nicht virenfreies Jahr 2021. Doch dann setzt er an. Er hebt das Glas. Ein zuversichtliches Nicken mit dem Kopf. Anlassbezogen ein kurzer Reim: „Hipp Hipp Hurra – die 50, die sind da!“ Wir haben es geschafft. Kurzes Anstoßen mit den Nichtanwesenden. Ein launiges Prosit Neujahr in die Kamera.
Ist das nun realistisch? Spekulation! Vielleicht bietet sich doch eher der Ostersegen durch den Papst für diese frohe Botschaft an. Betrifft sowieso nicht nur uns, sondern auch die Restwelt.
In den Stunden, in denen dieser Text entsteht, überschlagen sich die Ereignisse. Es scheint nun doch weniger unwahrscheinlich, dass die dt. Fußballnationalmannschaft bei der kommenden Europameisterschaft das erzielte Resultat beim letzten großen Turnier wiederholen könnte. Da ist er wieder, der Zusammenhang zwischen Ziel und Maßnahmen. Um ein möglichst zeitiges Ausscheiden sicherzustellen, sollten bezüglich der verantwortlichen Personen keine Veränderungen vorgenommen werden.
Wobei – verrückte Zeiten, verrückte Ideen: wie wäre es wenn, der Jogi ab jetzt die täglichen RKI-Werte präsentiert: „…Ja gut, das war jetzt gestern irgendwie nicht unser Tag und irgendwie sind das auch nicht die Zahlen, die wir irgendwo erwartet haben. Aber irgendwie werden wir dann irgendwann sicherlich wieder…ähh…Tschuldigung mein Espresso wird kalt…“
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