Pünktlich zum Ende des Jahres blickt auch Charles Canary zurück. Eine krankhafte Abrechnung.
Jahresende. Schlussendlich Zeit, um Bilanz zu ziehen. Eine der Hauptursache für die aktuelle wirtschaftliche Misere: die gesunkene Produktivität. Einerseits gibt es Fachkräftemangel, Work-Life-Balance und übertriebene Krankmeldungen. Nicht zu vergessen – andererseits– die überbordende Bürokratie. Auch so eine Zeit-/Produktivitätsfresser. Die Herrschaft der Vorschriften.
Gesetze und Regeln fallen nicht vom Himmel. Nein, sie sind gewachsen. Gewachsene Auswüchse. Nehmen wir das Beispiel Datenschutz. Beginnen wir mit der Ausgangsfrage: Muss man Daten schützen? Eine dichotome Antwort kann nur Ja lauten. Nun könnte man das Thema philosophisch, moralisch durchleuchten. Für eine alltagstaugliche Umsetzung benötigt es allerdings auch die erforderliche rechtliche Ausgestaltung. Und schon befinden wir uns am berüchtigten Anfang vom Ende. Und bitte, liebe Juristen (davon gibt es tatsächlich eine ganze Menge), bitte nehmt es nicht persönlich. Wie so oft gilt der Argwohn nicht den 80 Prozent der weißen, sondern den 20 Prozent der schwarzen Schafe. Denn zuerst basteln die 80 Prozent eine möglichst wohlgemeinte, allumfassende gesetzliche Grundlage. Im Anschluss fallen dann die restlichen 20 Prozent darüber her, schnüffeln nach Auslegungslücken und klagen sich durchs Paragraphendickicht. Nun könnte man aus Mitleid argumentieren, dass auch Advokaten von irgendwas leben müssen. Doch leider verursacht das resultierende Regelwerk und die Anstrengungen diesen zu genügen ebenjenen Treibsand, der die Wirtschaft lähmt.
Wenn Charly nun mit dem spitzen Bleistift eine persönliche Jahresabrechnung aufstellt. Eine Aufsummierung von unproduktiven Fehlzeiten. Krankheitsbedingt vs. bürokratiebedingt. Schniefnase vs. Rumgammeln in Wartesälen. Prophylaktisches Blaumachen vs. Klickmarathon durch Online-Formular mit abschließender Fehlermeldung. Das Ergebnis dieser Gegenüberstellung? Bürokratie ist nicht nur lästig, sondern auch mächtig. Übermächtig. Das ist keine neuartige Erkenntnis. Unzählige Beiträge und Kommentare werden davon dominiert. Ausufernde Bürokratie ist aus wirtschaftlicher Sicht eine Krankheit. Sowohl akut, als auch chronisch.
Nun wollen wir es gut sein lassen. Wobei – dies klingt dann doch zu optimistisch. Gegen übermütige Regulierungsexzesse gibt es keine Arznei, die eine baldige Heilung in Aussicht stellen würde. Früher wurden „die Amis“ dafür belächelt, dass Lebensmittel mit allerlei selbstverständlichen Hinweisen dekoriert waren. „Achtung, erhitzen kann dazu führen, dass der Behälter heiß wird.“ Vor lauter Datenschutzerklärungen ist uns das Lachen vergangen. Vielleicht hilft der finale, klugscheißende Appell, der da lautet: „Ein bisserl mehr Menschenverstand und weniger Streben nach Rundumschutz!“
Nix für ungut. Gutes Neues Jahr!
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Lieber Michael:
Du sprichst mir aus dem Herzen. Wie hat sich doch in den letzten Jahrzehnten negativ entwickelt. Um wieviel leichter hatte ich es z.B. als Unternehmer.
Meistens hatte ein Handschlag genügt.
Anstatt überzogene Kontrollen, z.T. massregelnde Vorschriften, hat man sich gegenseitig vertraut.
Dieter Heckmann.
Dieser Artikel spricht mir als langjährigen Unternehmer aus dem Herzen. Was waren das noch für Zeiten, als ein Handschlag genügte! Und mit was muss man sich heute in verantwortlicher Position herumschlagen. Kein Wunder, wenn manche resignieren und leider der Eine oder Andere das Handtuch wirft!