Es wird wieder mal Zeit, um in die Tiefen der Politik einzutauchen. Die letzten Beiträge waren geprägt von sportlichen Belanglosigkeiten und erholsamen Urlaubsplaudereien. Doch wieder ist es mein Freund Harald, der den entscheidenden Impuls gibt. Es begann mit seinem stetigen Lamento über die Machenschaften der katholischen Kirche und der Schlussfolgerung, dass ein „Weiter so“ auch als übertriebene Toleranz oder im kritischsten aller Sinne als „Mittäterschaft“ interpretiert werden könnte. Dem wollte er ein Ende setzen und folglich trat er aus der katholischen Kirche aus.

Und nun wird es etwas wild. Abgeleitet aus einer drohenden moralischen, kulturellen Orientierungslosigkeit entschloss er sich zu einer – wie er es nannte – „kompensatorischen Übersprungbewegung“. Harald wurde Mitglied in der CSU. Voller Vorfreude auf ausgiebigen Stoff für zukünftige Blogeinträge gab ich ihm ein anerkennendes „immerhin hast Du es nicht wegen der Karriere gemacht“ auf den Weg.

Haralds Erwartungen an das Wirken der CSU waren geprägt von frühkindlichen Erinnerungen an Ludwig Thomas Erzählungen. Rauchschwaden vernebelten die Sicht im Wirtshaus in einem Ausmaß, da würden Fußball-Ultras vor Neid erblassen. Sowohl alteingesessene als auch minderjährige Lausbuben mit Hut und Lederhose stemmten tiktoktauglich Maßkrüge. Doch schon vor Corona hatte sich das politische Geschehen weitestgehend aus den Wirtshäusern verabschiedet. Sei es durch das Rauchverbot, die strikte Weigerung der Wirte Ingwertee in Maßkrügen zu servieren oder das fehlende Angebot an laktosefreiem Cappuccino.

Nichtsdestotrotz stürzt sich Harald wissbegierig ins Parteigetümmel der „Schunkel-SED“. Das Dauer-Abo der Heimatverbundenheit – inklusive Mandatsgarantie als Werbegeschenk. Erste Lektion der CSU-Lehre: FJS = Lichtgestalt, Primus inter Ministerpräsidenten. Ein veritabler CSU-„Jünger“ hat entweder ein FJS-Poster über dem Schreibtisch hängen oder nächtigt in FJS-Bettwäsche. Der Rest kommt von selbst. Learning by „G´scheit-daher-reden“.

A propos – zu Zeiten von FJS galt der Bierkonsum noch als unabdingbare Bestandgrundlage der politischen Manipula… äh Interaktion. Sozusagen der einstmals unversiegelte – und neuerdings durch Photovoltaik verspiegelte – „fertilis soli“ (=Nährboden) für die bayerische Version des parlamentarischen Absolutismus. Die Gemeinsamkeiten zwischen Bierzelt und Göttertempel lassen sich unschwer erkennen: Pilgertum, Orgien und gewaltiger Donner (=zünftige Blasmusik).

Selbst Jahre später – unter Günther Beckstein – hieß es noch, dass mindestens 3 Maß Bier getrunken werden müssen, um anständig Auto fahren zu können. Oder so ähnlich. Und wie sieht es nun in der Gegenwart aus. Darth Söder prostet dem Volk per Videokonferenz mit einer Star-Wars-Tasse zu. Über den Inhalt darf spekuliert werden. Bier kann allerdings ausgeschlossen werden. Es gilt die Präambel der bayerischen Verfassung: „grundsätzlich ist zu beachten, dass man nicht in den Schmarrn hinein kommen tut.“

Andere grundsätzliche Verhaltensweisen wurden nicht verlernt. Das „Sich-aufeinander-verlassen-können“. Das „Jeder-kennt-jemanden-der-jemanden-kennt“. „Zwei ungewaschene Hände werden durchs Nichtwaschen auch nicht sauberer.“ Die Anwendung der eingeübten, unbürokratischen und höchst effizienten Vorgänge zur Beschaffung von Masken kann jederzeit auf sonstige dringliche Notwendigkeiten ausgeweitet werden. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Lieferung von Brennstäben? Aber Vorsicht. Aufgrund des hohen Gefahrengutrisikos könnte es sein, dass der günstige Maskenvermittlungsspartarif nicht ausreichend sein wird.

Es ist davon auszugehen, dass der bevorstehende Landtagswahlkampf nur durch die Verabreichung von weiteren humoristischen Beiträgen zu ertragen sein wird… Fortsetzung folgt…

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