Wesentliche Komponenten im Zusammenhang mit dem übergeordneten Begriff „Staat“ wurden in der Staatstrilogie bereits behandelt. Welche Rolle spielen nun eigentlich die Medien? Die Medien sind der Plural zu Medium. Das Medium ist die Mitte und tummelt sich somit dazwischen mit der Aufgabe Informationen zu vermitteln.

„Ich brauche Informationen. Eine Meinung bilde ich mir selbst“ (Zitat Charles Dickens)

Wir leben nun schon mehr als zwei Jahrzehnte mit dem Medium Internet. Mit der Konsequenz, dass Informationen permanent und in großer Fülle verfügbar sind. Ich kann bei Bedarf sowohl die Tageskarte eines Lokals in Nowosibirsk studieren als auch die täglichen Corona-Fallzahlen auf Hawaii in wenigen Sekunden abfragen. Betrachten wir nun das Zitat von Charles Dickens. Das Internet als Schlaraffenland der Informationen sollte die Meinungsbildung bestmöglich unterstützen.

Informationsflut

Selbst für einen Schriftsteller wie Dickens war die aktuell vorherrschende Informationsflut wohl eher schwer vorstellbar. Die Folgefrage ist jedoch, ob der Informationsempfänger in der Lage ist die schiere Menge an Daten und Zahlen zu verarbeiten, um sich dann daraus eine Meinung zu bilden. Oder dreht der überforderte Datenverarbeiter die Aussage einfach um: Ich habe mir eine Meinung gebildet und brauche nun die Informationen, die zu dieser Meinung passen. Und dafür ist die immense Menge an verfügbaren Informationen hervorragend geeignet. Fast jede Meinung lässt sich irgendwie und irgendwo durch irgendwen belegen. Quellen und Kanäle gibt es auch in Hülle und Fülle.

Faulheit und Kompetenz

Es bleibt einem selbst überlassen, ob man auf der Suche nach Fakten Tage und Nächte damit verbringt, sich durch Artikel und Studien im Internet zu klicken. Oder die Bequemlichkeit obsiegt und die Arbeit an Journalisten delegiert wird. Klassische Arbeitsteilung. Und ja, da steckt schon das Wörtchen „Arbeit“ drin. Das mag jetzt überraschend sein, aber auch hier gilt der Grundsatz, dass qualifizierte, kompetente Tätigkeiten gebührend entlohnt werden müssen. Ich kann mir die Haare auch selbst schneiden, aber – es sei denn, ich bin ein ziemliches Naturtalent – üblicherweise ähnelt mein Haarschnitt dann der „Frisur“ von Frau Müllers Rauhaardackel namens Frisbee aus dem Nachbarhaus.

Henne und das Ei

Für eine gefühlte Ewigkeit bezogen die Wissbegierigen ihre Informationen meist aus der Tagespresse oder/und der allabendlichen Tagesschau. Diese beschauliche, bewährte Konstellation wurde dann eben durch das Internet und das resultierende Leserverhalten à la „Geiz ist geil“ in den Grundfesten erschüttert. Folglich kam es in der Medienwelt zum üblichen Reflex: weniger Einnahmen führt zu weniger Personal. Die Medien reagierten auf die Veränderung und präsentierten zunehmend billigere Inhalte – beispielsweise in Form von zusammenkopierten Tickermeldungen – auf ihren Online-Seiten oder auf schäbigen Nachrichtensendern.

„Schrottpresse“

Die Sache hat einen klitzekleinen Haken. Von billig zu wertlos ist es nur noch ein kleiner Schritt. Alsbald rieben sich die Medienkonsumenten verwundert die Augen. Die Qualität der verabreichten Informationen sank und sank. Zum Teil bis auf den Status „Schrott-“ oder sogar „Lügenpresse“. Und schon sind wir wieder bei Frisbee und seiner Haarpracht…

Talk Show

Das Phänomen „Talkshow“ darf in einem Text über die moderne Medienwelt nicht vergessen werden. Aufgrund meines Beitrags über die Sendung „Lanz“ gelte ich fälschlicherweise als notorischer Talkshow-Schauer. Tatsächlich habe ich mit dem Kapitel schon vor langer Zeit abgeschlossen. Dennoch werde ich tagtäglich mit dem Gejammer über die mangelnde Qualität oder katastrophale Gästeauswahl konfrontiert. Meine übliche Antwortfrage lautet: „was bitte an „Talk SHOW“ habt Ihr nicht verstanden?“ Das ist wie „Wetten-Dass…?“, aber ohne Wetten und ohne Gummibärchen. Ich warte noch darauf, dass ein prominenter Gast aufsteht und sagt er müsse zum Zug…

Jetzt aber – Vorhang zu. Für den Augenblick. Erst mal abwarten, ob es Tomaten hagelt oder, ob der aufbrausende Beifall den Autor zu weiteren derartigen Beiträgen veranlasst…