Aus der Versenkung meldet sich Monsieur Canary wieder mal zu Wort. Das Studierende brachte unverhofft eine hartnäckige Schreibblockade mit sich. Doch nun ist er wieder da!
So – ich melde mich mal wieder zu Wort. Was ich so lange gemacht habe? Naja eigentlich dachte ich ja, dass nach Ende meines Studiums die Ideen und Anregungen für Bullaugen nur so aus mir sprudeln würden. Falsch gedacht! Doch was sind die Gründe für mein Versagen?
Vorab eine Entlastung. Hiermit erkläre ich, dass Jürgen Klinsmann nicht an meiner Schreibflaute Schuld ist! Sowohl seine kalifornischen Surf- und Email-Time-outs als auch eine mögliche emotionale Depression aufgrund der Demontage des Titanen haben rein gar nichts mit meiner literarischen Impotenz zu tun.
Auch die nahe liegende Vermutung, dass der überharte Winter mich am Schreiben hinderte, kann ich ins Reich der Fabelwelt verweisen. Ich war nicht in meinem Auto eingeschneit und wurde nicht erst nach wenigen Wochen von demonstrierenden Verdianern unter Verwendung von Demo-Plakaten als Schneeschaufeln freigeschippt.
Ich hatte auch schon ein paar gute Einfälle. Unter anderem eine nette Story über eine Wetten-Dass-Show bei der ein irrer Engländer aus einer Gruppe von fünfzig barfüßigen Menschen die Queen am Geruch ihrer royalen Füße erschnuppert. Doch diese königliche Träumerei warf ich in einem hohen Bogen in den Papierkorb.
Schluss mit dem Rumgejammer! Vorhang auf für das Comeback:
Es kam mit der Post. Unerwartet! Unverhofft! Von einem auf den anderen Moment wurde alles anders. Nichts sollte mehr sein, wie es vorher war. Ein mittelgroßes unscheinbares Päckchen veränderte mein Leben schlagartig.
Es dauerte ein paar Augenblicke bis ich den ersten positiven Schock überwand und die Bedeutung dieser frohen Kunde realisierte. Dann verwandelte sich die abrupte Überraschung in Freude und übernahm die Kontrolle über meinen Geist. WOW! Unfassbar! Ich habe es geschafft! Einzigartig! Noch vor wenigen Minuten war ich einer von abertausenden Bewerbern und nun bin ich einer der Auserwählten. Ich genoss dieses Gefühl und mein Ego strahlte die Aura eines Unbesiegbaren aus.
Nun wollte ich meine Freude teilen. Ich erzählte es allen. Jeden, dem ich begegnete, überfiel ich mit meiner Begeisterung. Es folgten einige Tage des Jubilierens. Die Vorfreude erfüllte mich bei all meinem Tun. Auf Wolke sieben schwebend bewältigte ich die üblichen Mühen des Alltags mit einer ungeahnten Leichtigkeit. Mein Glück sprach sich flugs herum und viele kamen zu mir, um mir zu gratulieren und freuten sich mit mir.
Doch nach den ersten Tagen der ungetrübten und ungestümen Begeisterung kam die Zeit des Zweifelns. Warum ich? Bin ich etwas Besseres als die anderen? Schon bald entdeckte ich immer mehr Neid und Missgunst in meinem Umfeld. Aus geteilter Freude wurde geheuchelte Freude. Ich kapselte mich zunehmend ab und bewegte mich fortan in einer Welt der Angst und Isolation. Im Alkohol fand ich einen treuen und verlässlichen Freund, der mich fortan auf meinem Weg begleitete.
Nur zwei Wochen nach dem Erhalt der frohen Botschaft war ich dann am Ende meiner Kräfte angelangt. Es wurde Zeit einen Schlussstrich zu ziehen. Ich begab mich in mein Zimmer und warf einen letzten entschlossenen Blick auf das graue Päcken, welches mir wohl der Leibhaftige geschickte hatte. Dann setzte ich mich vor meinen PC, um die Ursache des Übels zu beseitigen. Ich gab die Final-Tickets zum Verkauf bei der Tauschbörse frei.
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