Wen soll Charles Canary am kommenden Sonntag wählen? Da es keine wirklich nahe liegende Option gibt, bleibt mir nichts anderes übrig, als das wohlbekannte Ausschlussverfahren.
Beginnen will ich mit der FDP. Eigentlich gar nicht so abwegig für einen BWLer. Liberal bin ich auch. Die gelben Ideen hören sich ganz nett an. Wohl ein Hauch zuviel Zukunft, aber das haben die Visionen der kleinen Koalitionspartner so an sich.
Gelb finde ich als Farbe ok. Mein erstes Fahrrad war gelb. Und ich mochte mein erstes Fahrrad. Doch ich hatte es nicht lange, denn es wurde unter einem Auto begraben. Doch zum Glück ohne mich. Meine durchaus liebenswerte Grundschullehrerin ließ sich bei ihren Ausparkversuchen von meinem geparkten Zweirad nicht stören, und rollte sachte, aber mit einer Verve, die geradezu typisch ist für diese Art von Kleinkinddompteusen, über mein Charles-o-mobil. Mit einem knallgrünen Dieselzweitürer!
Schon wären wir bei Wahlmöglichkeit 2: Grün. Herrlich! Genau mein Geschmack! Ich liebe die Natur! Ich bin begeistert von den Vorstellungen der Grünen. Benzinpreise hoch! Unerwarterweise haben sich ausgerechnete die Giganten der Ölindustrie die Ziele der Grünen zu Herzen genommen, und versuchen nun mit einer geschickten Preisoffensive, die Lorbeeren für unbezahlbare Spritpreise einzuheimsen.
Doch ich habe Angst! Angst vor dem Tag, an dem Joschi Fischer keinen Bock mehr hat. Dem Tag, an dem er seine Frau frühmorgens beim Kanzler anrufen, und sich entschuldigen lässt. Das Basti-Hanni-Burnout-Virus. Und dann könnte es ganz dick kommen. Wenn zum Beispiel Claudia Roth seine Nachfolge antritt und im Namen unseres Landes durch die Welt fliegt. Claudia zu Gast bei den Schinesen. Claudia beim Rodeo mit Georgie Boy Bush. Claudia als permanente deutsche Vertretung auf dem weltweiten Symposium der Frauen mit den chicsten Frisuren! Nein!! Das will ich nicht!
Nun, da wäre noch die NEUE LINKE! Allein schon der Gedanke an die Mischung aus DDR und Lafontaine, garniert mit ein paar verkraulten Gewerkschaftlern, reicht aus, um mich von der Nichtwählbarkeit dieser Partei zu überzeugen. Well – Gysi und Lafontaine könnten sich evtl. Positionen im Teilzeitmodus teilen. Wer gerade Bock und Zeit hat, darf ran. Der andere erholt sich in der Zwischenzeit und schreibt entweder fleißig Kolumnen oder talkt sich durchs Spätabendprogramm. Zu erwähnen bleibt noch die Tatsache, dass ich die Farbe Rosa nicht mag. Vor allem nicht als Hemd mit aufgestelltem Kragen, um den Nacken vor Zeckenbefall und sonstigem Getier zu schützen.
Angie! Nun – ich war schon immer eher ein Beatles-Fan und konnte mit dem jagger´schen Rumgejaule nie was anfangen. Zurück zu den Fakten! Schwarz als Farbe kann ich nicht leiden. Tief in meinen Hirnwindungen ruht die Erinnerung an meine Erstkommunion. Als ich stundenlang, in meinem eigenen Schweiß schmorend, und nach weihrauchgeschwängerter Luft schnappend, auf den erlösenden Moment der Geschenkübergabe warten musste. Und zwar in einem SCHWARZEN Anzug! Noch mal – zurück zum Thema: Wieso nicht Angie wählen? Wer mich kennt, der weiß, dass ich mich nicht von Oberflächlichkeiten beeinflussen lasse. Eine Frau als Kanzlerin – kein Problem! Eine Ostdeutsche als Kanzlerin – kein Problem! (An dieser Stelle warten meine hollywoodverwöhnten Leser sicher auf etwas Witziges! So ist es doch immer – eine Aufzählung – zwei Mal was Gewöhnliches und dann ein Riesenbrüller – aus Gründen der Extravaganz wird auf diese berechenbare, einfallslose Effekthascherei verzichtet!!) Zurück zu Angie und den rollenden Steinen! Durchaus wählbar, aber irgendwas in mir sträubt sich dagegen. Vielleicht ist es der übergroße, schwarze Schatten des Altkanzlers.
Was bleibt noch?? Rot und das bedeutet Gerd wählen. Bis Sonntag hielt ich das noch für theoretisch möglich. Aber nach dem TV-Duell und der doch etwas plumpen Liebeserklärung an seine Doris, hat er auf meiner Sympathieskala doch etliche Punkte verloren. Dass er seine Frau liebt ist gut und schön. Doch was ist mit den Kanzlerkindern und –haustieren? Und was ist mit Mutter´s hausgemachter Erbsensuppe? Liebt er die etwa nicht? Es fehlte nur noch, dass sich der Gerd titanic-like mit ausgebreiteten Armen auf sein Rednerpult gestellt und dann lauthals gerufen hätte:“ Ich liebe meine Doris – bin nebenbei noch der König der Welt – und darum wählt mich!“
Doch anscheinend kam der Liebesschwur unseres niedersächsischen Lieblingsromeos gut bei den Wählern an. Denn in den Nach-Duell-Umfragen legte die SPD gleich merkelig zu.
Wer sich von diesem Artikel eine tatsächliche Hilfe bei der Wahlentscheidung erhofft, der wird leider bitterlich enttäuscht. Unverständlicherweise hat es mir geholfen. Ich weiß nun, was ich wähle. Ich will an dieser Stelle Dr. Udo Brömme zitieren: „Zukunft ist gut für uns alle!“
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