Nach einer etwas längeren Schaffenspause gelang es Signore Canary nun mal wieder, seinen durch all die Lernerei geplagten Gehirnzellen, den einen oder anderen schreibwürdigen Gedanken zu entlocken.
Die Kirchturmuhr schlägt 9 Uhr. Fröhlich pfeifend radle ich an die Uni. Parke mein Zweirad. Schlendere in Richtung Bib. Vorbei am H15. Plötzlich läuft mir ein eiskalter Schauer des Schreckens über den Rücken. Schreiben die da drin meine Prüfung? Bin ich zu spät? Kann ich noch rein und die Kohlen aus dem Feuer holen? Leider finde ich an der Tür keinen Zettel, um meine Bedenken auszuräumen. Ich versuche mich zu beruhigen. Was für ein Tag ist heute? Dienstag. Und für wann war die Prüfung angesetzt? Mittwoch – hmm – dachte ich. Es ist natürlich auch möglich, dass ich mich geirrt habe. Shit!
Was nun? Ab zum Prüfungsamt! Im Schweinsgalopp! Während ich renne, läuft meine Studienzeit wie ein Film vor meinen Augen ab. All die Qualen! Wundgesessene Pobacken, irreversible Rückenschäden und dann noch die unzähligen Krämpfe im Schreibarm. Nun das! Eine scheußliche Note verschandelt mein hart erarbeitetes Zeugnis. Mist!
Es bleibt noch die Möglichkeit einen Freischuss zu nehmen. Aber das bedeutet, dass ich noch ein weiteres Semester an dieser Anstalt verbringen darf/muss/kann. Au weia!
Bei der PT-Fakultät angekommen, meistere ich den Slalom der Absperrungen wegen Baufälligkeit mit einer gewissen Schwerfälligkeit. Mein Hochleistungsorganismus ist nicht auf diese frühsportliche Anstrengung vorbereitet. Das Adrenalin in meinem Körper wird schön langsam von einer ersten Laktatwelle verdrängt.
Endlich erreiche ich das schwarze Brett, das eigentlich gar nicht schwarz ist. Egal – hastig und unstrukturiert suche ich nach der Ankündigung der Prüfung. Wie? Die gibt es nicht? Noch mal – dieses Mal mit etwas mehr System. Von oben nach unten. Von links nach rechts. Wo steht es denn? Verdammt! Ich kann es nicht finden. – Autsch! Ein Schmerz jagt durch meinen Körper.
Was ist geschehen? Ich habe mir meine Knie angehauten. Schön langsam wird es um mich herum heller. Blinzelnd öffne ich vorsichtshalber erst eines und dann riskanterweise beide Augen. Was war geschehen? Es dauert einige Momente, um meine Gedanken zu ordnen. Ich liege in meinem Bett.
Alles nur ein Traum!! Erleichtert schaue ich auf meinen Wecker: 07.30!
Nicht verschlafen! Voll im Zeitplan! Kein Problem – die Prüfung ist ja eh erst morgen.
Fast einen ganzen Monat habe ich schon kein Bullauge mehr geschrieben.
Nun gut – nicht ganz meine Schuld. Denn das Tour-de-France-Bullauge war schon fertig, bevor die große Schleife überhaupt begonnen hatte. Es sollte eine “Ode an den Jan” werden. Eine Lobeshymne über den Skipper der magentafarbenen Mobilfunker. Doch wie wir alle wissen, wurde mal wieder nix draus. Ich archiviere meinen Text mal vorsichtshalber im Ordner “Tour-Siege Ullrich”.
Kommentar verfassen