Auch im neuen Jahr lässt Monsieur Charles Canary seine Gedanken kreisen. Dieses Mal widmet er sich dem farblos tristen Mittelpunkt des Studentenalltags: der Vorlesung.
Nun ist es wieder soweit! Das Leben hat wieder einen Sinn. Die Prüfungen nahen und ich darf wieder ruhigen Gewissens jeden Tag mein Pensum in der Bib ableisten, ohne mich zum nimmermüden Dauerlerner abstempeln lassen zu müssen. Denn wenn ich ehrlich bin, dann sind die ersten Monate eines Semesters doch einfach nur langweilig. Ab und an kann ich mich aufraffen und besuche hier und da mal eine Vorlesung. Ich bemühe mich stets am Ball zu bleiben. Aufzupassen, mitzuschreiben und möglichst viel zu kapieren. Naja – klingt nach guten Vorsätzen. Doch leider verlässt mich der gute Wille meist schon bald. Das tratschige Getuschel der Mädels vor mir oder auch die blumig ausschweifenden Erzählungen der Kommilitonen hinter mir genügen, um meine Aufmerksamkeit zu erhaschen. Und kaum habe ich den eh schon kaum sichtbaren Faden verloren, kann ich den Rest der Veranstaltung abhaken. Nun beginnt die grausame Zeit des Wartens. Der Kampf gegen die Uhr. Ich muss mich zwingen nicht zu oft auf die Uhr zu schauen. Wenn ich ständig auf die kreisenden Bewegungen des Zeigers achte, dann kennt Kronos kein Erbarmen. Also würdige ich diesem Folterinstrument keinen Blick.
Es gibt bekanntlich zwei Verhaltensarten von Studenten während einer Vorlesung. Die eine Gattung besteht zu 95 Prozent aus Menschen mit Doppel-X-Chromosomen und verwechselt die Vorlesung mit einer Mitschreibung. Emsig saugen sie Wort für Wort des Dozenten in sich auf, aber nur um es Sekunden später wieder zu Papier zu bringen. Das menschliche Gehirn gleicht einem Arbeitsspeicher, der die Daten sofort verarbeitet und abspeichert. Die zweite Spezies verhält sich krass gegensätzlich. Sie schreiben gar nix mit. Null Komma Null. Lasziv lässig sitzen sie fast schon liegend auf ihrem Stuhl und erwidern die Lehrbemühungen des Vortragenden mit purer Ignoranz.
Plötzlich kommt es zum dramaturgischen Höhepunkt der Veranstaltung. Neben mir steht einer auf und geht. Minutenlang hat er schon seinen Kram gepackt und sich von seinen Nachbarn verabschiedet. Dann passt er den richtigen Moment ab. Der Prof wendet sich kurz der Tafel zu und schon schnellt unser tollkühner Held gen Ausgang. Voller Neid blicke ich ihm hinterher. Ein echter Revoluzzer! Aber auch ein Schwächling. Der hält ja gar nix aus! Aufgeben kann ja jeder. Ich nicht! Ich halte durch!
Endlich! Der Professor spricht die magischen Worte: „Nächste Woche werden wir…“. Das ist so etwas wie der Gong. Und jetzt?? Cafete oder Mensa? Oder vielleicht sogar in die Bibliothek? Hmm ich entscheide mich für die Mensa. Wie heißt es so schön: „Ein voller Bauch studiert nicht gerne“ – nun – mit einem leeren Magen brauche ich gar nicht erst anfangen!
So – ich muss weg. Übrigens grüße ich diejenigen, die im Rekiss-Forum über mich und das Bullauge gepostet haben. Wer ich bin? Einfach zu erkennen. Denn ich wage ein Selbstexperiment!! Den Prüfungs-Playoff-Bart. Und der wird erst wieder abrasiert, wenn die Lernerei vorbei ist.
Übrigens hat sich Christian Ziege vor ein paar Tagen verletzt. „Gute Besserung“ an den leidgeplagten Profi der Gladbacher Borussia. Hoffentlich geht es ihm bald wieder besser, so dass er noch für die WM im eigenen Land nominiert werden kann.
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